Erster Teil
Planung und Bau
Prolog
Mit Beginn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die transatlantische Segelschiffahrt, seit dem 16. Jahrhundert die einzige Verbindung zwischen der "Alten Welt" und der "Neuen Welt", stark rückläufig, da eine vom Wind abhängende Reise nicht nur schlecht planbar, sondern auch sehr gefährlich war. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren deshalb die Dampfschiffe das maßgebende Fortbewegungsmittel auf den Routen zwischen Europa, Nord-und Südamerika, Asien und Australien.
Neben wirtschaftlichen Rohstoffen, diversen Handelswaren und säckeweise Post, waren damals die vielen Emigranten aus den ärmeren Gegenden Europas das wichtigste "Transportgut" der Reedereien und dieser Ausdruck ist durchaus wörtlich zu nehmen. Die Reisenden hatten Ihren Proviant für die oft mehrere Wochen dauernde Reise selbst mitzuführen und waren oft in einem großen Frachtraum untergebracht. Aufgrund fehlender sanitärer Vorrichtungen herrschten an Bord meist katastrophale hygienische Bedingungen und nicht selten brachen Seuchen aus, vielfach auch mit Todesfällen. Nur wenige Schiffe besaßen überhaupt so etwas wie Passagierkabinen, die natürlich entsprechend teuer waren und somit für die annähernd mittellosen Auswanderer unerschwinglich. Kreuzfahrten waren damals eben nur etwas für die wenigen Reichen, die sich ein eigenes Schiff leisten konnten.
Mit den immer größer werdenden Dampfschiffen änderte sich auch das Nutzungskonzept. Zwar waren die Auswanderer meist noch immer in großen Schlafsäälen tief unten im Schiff untergebracht, doch zumindest gab es nun so etwas wie Sanitäranlagen. Auch Passagierkabinen waren nun keine Seltenheit mehr. Von der Mehrbett-Innenkabine bis zur Luxus-Suite war alles möglich aber natürlich noch immer eine Frage des Geldbeutels. Diese Mehrzweck-Dampfer machten die transkontinentale Personenbeförderung nicht nur sicherer, schneller, erschwinglicher und bequemer für die Passagiere, sondern auch zu einem sehr lukrativen Geschäft für die Reedereien. So entwickelte sich ab ca. 1900 ein harter Kampf um die Marktanteile, der zu immer schnelleren und luxuriöseren Schiffen führte.
Dies war das Umfeld, in dem schließlich auch die TITANIC geboren wurde, was im unten anschließenden Lebenslauf des Schiffes eindrucksvoll dargelegt wird.
1907 - Bei einem Abendessen in der Londoner Wohnung von William J. Pirrie (Vorstandsvorsitzender der Harland & Wolff Werft in Belfast) spricht J. Bruce Ismay (Reederei White Star Line) über den Bau von zwei riesigen Schiffen, die sich in Luxus, Größe und Geschwindigkeit mit denen der Konkurrenzlinien messen können. Sie sollen als Schiffe der 'Olympic'-Klasse vor allem die Cunard-Linie im Luxuspassagierverkehr im Atlantik übertreffen.
29. Juli 1908 - Die Eigentümer von White Star, darunter Ismay, genehmigen grundsätzlich den Konstruktionsplan für die Schiffe der 'Olympic'-Klasse, wie ihn die Werft Harland & Wolff unter direkter Leitung von Lord Pirrie und mit Unterstützung seines Neffen Thomas Andrew ausgearbeitet hatte.
31. Juli 1908 - Ein Vertrag über den Bau der 'Olympic', 'Titanic' und eines später zu bauenden dritten Schwesterschiffs 'Gigantic' (Name noch vor Stapellauf in 'Britannic' geändert) in der Belfaster Werft wird unterzeichnet. Die letzte Entscheidung über Auslegung, Ausführung und Ausstattung behält sich Ismay vor. Geplante Abmessungen der 'Titanic': 269 Meter Länge, 28 Meter Breite und 31,70 Meter Höhe bis zur Brücke. Kosten: 1,5 Millionen Pfund Sterling. Auf beiden Seiten des Atlantiks müssen neue Docks gebaut werden, die Schiffe von solcher Größe aufnehmen können.
16. Dezember 1908 - Kiellegung auf Werft 400 von Harland & Wolff: Baubeginn der 'Olympic'.
31. März 1909 - Kiellegung auf Werft 401: Baubeginn der 'Titanic'.
20. Oktober 1910 - Erfolgreicher Stapellauf der 'Olympic'.
31. Mai 1911 - Erfolgreicher Stapellauf der 'Titanic' im Beisein von über 100.000 Menschen. Auf die traditionelle Schiffstaufe wurde leider verzichtet. Die 'Titanic' ist zu dieser Zeit (zusammen mit der 'Olympic') das größte bewegliche Objekt, das je von Menschen gebaut wurde. 22t Talg, Seife und Schmieröl werden verbraucht, um das Bett der Helling einzuschmieren und vor dem ungeheuren Druck von rund 450 kg/cm² zu schützen, den der frischgestrichene schwarze Rumpf aufbringt. Die Ausrüstung beginnt.
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Juni 1911 - Die 'Olympic' geht auf Jungfernfahrt
20. September 1911 - Die 'Olympic' (unter Kapitän Edward J. Smith, dem späteren Kapitän der 'Titanic') beschädigt in einer Kollision mit einem britischen Marinekreuzer ihren Rumpf schwer. Die Jungfernfahrt der 'Titanic' wird wegen des erforderlichen Abzuges von Arbeitern und Material für die Reparatur der 'Olympic' verschoben.
Januar 1912 - Sechzehn Rettungsboote aus Holz werden auf der 'Titanic' installiert. Nach einer veralteten Vorschrift des britischen Handelsministeriums lagen die zwanzig Rettungsboote (darunter vier "ausklappbare" Notboote) schon um 10% über der geforderten Kapazität.
März 1912 - Die Techniker fangen in Belfast mit der Montage an; manche wohnen sogar auf dem Schiff.
31. März 1912 - Bis auf ein paar Details in einigen Passagiersuiten ist die Ausstattung der 'Titanic' abgeschlossen. Das Schiff hat 46.328 Bruttoregistertonnen bei ca. 60.000 Tonnen Wasserverdrängung, 46.000 PS mit 29 Kesseln, 159 Feuerungen und 4 Schornsteinen, die 22 Meter über das Bootsdeck aufragen. Sie hat eine Dreifachschraube und soll etwa 24 Knoten Höchstgeschwindigkeit laufen (was nie ausprobiert wird).
Obwohl die 'Titanic' und ihr Schwesterschiff 'Olympic' in den Abmessungen identisch sind, bekommt die 'Titanic' mehr Wohnräume und Suiten (und auch weitere Zusätze an den Aufbauten), so daß sie schwerer wird als ihr Schwesterschiff. Die 'Titanic' ist das größte Schiff der Welt.
2. April 1912 - Die Erprobung auf See beginnt. Die erfolgreich abgeschlossenen Versuche haben knapp einen Tag gedauert. Das Schiff läuft unter Kapitän E.J. Smith von Belfast zu einer Nachtfahrt nach Southampton, seinem Heimathafen, aus (etwa 570 Meilen).
5. April 1912 - Die 'Titanic' wird zur Begrüßung der Bevölkerung von Southampton mit Flaggen und Wimpeln geschmückt.
6. April 1912 - Einstellungstag für den größten Teil der übrigen Besatzung. Die Fracht rollt an. Insgesamt beläuft sie sich auf 559 Tonnen und 11.524 verschiedene Stücke. Außerdem werden 5.892 Tonnen Kohle geladen.
[ Zum zweiten Teil des historischen Ablaufes ]

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Die Geburt einer Legende
Entstehung und Bau der Titanic
Ein hochinteressantes Buch über die Entstehung der Titanic und die damalige Zeit. Reich gefüllt mit interessanten Fotos und fesselnd geschrieben. Mit einem Preis von 26,00 Euro ist es zwar nicht gerade ein Schnäppchen, dafür findet man wohl nirgends sonst so detaillierte Informationen über den Bau der Titanic.
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